In Elie Wiesels Memoiren "Nacht" erscheint sein Vater Shlomo als eine meist statische Figur. Durch die Geschichte sieht der Leser Shlomos langsamen und stetigen Verfall von einem Gemeindevorsteher zu einem Mann, der starb in den Konzentrationslagern an Ruhr.
"Nacht" ist aus der Perspektive von Elie Wiesel geschrieben, weshalb Shlomo vielleicht so statisch wirkt. Während der Leser Shlomo nur durch die Augen seines Sohnes sieht, ist klar, dass Elie viel Zeit damit verbringt, über seinen Vater nachzudenken, obwohl sein Vater mehr ein Teil seines Lebens ist als eine eigenständige Person. Der Leser erhält keinen Einblick in Shlomos Gedanken, da der Erzähler nur über sich selbst sprechen kann.
Shlomo ist eine ruhige, nachdenkliche Person in der Geschichte, aber es ist klar, dass er in seiner Gemeinde einflussreich ist, da er in den Wochen vor der Leerung des Ghettos ein Nachbarschaftsführer ist. Das Pflichtgefühl, die Liebe und das familiäre Engagement, das Shlomo empfindet, haben in Elie Wurzeln geschlagen, was die Trennung von seiner Mutter und seinen Schwestern gleich zu Beginn der KZ-Erfahrung so schmerzhaft macht. Es zeigt sich auch in der Schuld, die Elie fühlt, weil er wütend auf seinen Vater ist, weil er langsam ist und sich entschieden hat, ein Lager zu verlassen, das einige Tage später befreit wurde. Wären sie dort geblieben, hätten sie die Nazis zusammen überlebt, aber sie sind gegangen und Elie hat seinen Vater verloren.