Diazotierungsreaktionen sind wichtige Zwischenschritte bei der Herstellung organischer Halogenide. Sie werden auch bei den Sandmeyer- und Schiemann-Reaktionen durchgeführt, die bei der Herstellung organischer Aminogruppen verwendet werden.
Die Diazotierung beinhaltet die Nitrosierung von primären aromatischen Aminen mit salpetriger Säure. Als schwache und einbasige Säure entsteht diese salpetrige Säure vor Ort aus der reversiblen Reaktion von Natriumnitrit mit einer starken Säure wie Salz- oder Flusssäure. Die salpetrige Säure ist nukleophil, wodurch sie das Amin angreift. Die resultierende Reprotonierung durch Lösungsmittel-Wasserstoffatome führt zur doppelten Eliminierung von Wasser, was ein Carben oder Cabenoid ergibt.
Zwischenprodukte, die aus der Diazotierung von primären, aliphatischen Aminen resultieren, sind instabil, was dazu führt, dass sie sich nach Abgabe von Stickstoff schnell in Carbokationen umwandeln. Die resultierenden Radikale durchlaufen weitere Substitutions-, Eliminierungs- oder Umlagerungsreaktionen, um stabile Verbindungen zu ergeben.
Die Diazotierung ist ein bequemes, einstufiges Verfahren zur Herstellung von aromatischen und heterocyclischen Iodiden mit hohen Ausbeuten. Die sequentielle Diazotierung und anschließende Jodierung von aromatischen Aminen mit Kaliumjodid, Natriumnitrid und p-Toluolsulfonsäure in einer Acetonitril-Lösung bei Raumtemperatur ist ein Beispiel für eine Jodid-Herstellungsreaktion. Die Diazotierung wurde auch bei der Herstellung von reinen Arendiazoniumtosylaten, Arylaziden, 2-Aminosäuren und industriellen Azofarbstoffen verwendet.