Kultur, verstanden als die Breite der menschlichen Praxis, beeinflusst unsere Gesellschaft auf fast allen Ebenen, einschließlich Politik, Sexualität, Geschlecht und Identität. Kurz gesagt, Kultur wird durch soziale Praxis geformt und hat daher eine fast totalisierende Wirkung auf die Gesellschaft.
Akademische Disziplinen, die von Anthropologie und Psychologie bis hin zu Kunstgeschichte und Soziologie reichen, bieten ein unterschiedliches Verständnis der komplexen Art und Weise, wie Kultur die Gesellschaft beeinflusst. Eine der einflussreichsten Theorien zum Verhältnis von Kultur und Gesellschaft findet sich in der Frankfurter Schule der marxistischen Theoretiker zwischen 1940 und 1970.
Der deutsche Philosoph Theodor Adorno erarbeitete zusammen mit dem Frankfurter Schuldenker Max Horkheimer eine Theorie der Kulturindustrie, die bis heute als Prüfstein gilt. In ihrem 1944 erschienenen Buch Dialectic of Enlightenment argumentierten Adorno und Horkheimer, dass Massenkultur – verstanden als für den Konsum der Massen geschaffene Kulturprodukte wie populäre Musik, Zeitschriften, Fernsehsendungen – als Mechanismus verstanden werden sollte, der die Kontrolle über die Gesellschaft ausübt massives Ausmaß durch Manipulation. Diese kulturellen Produkte des Kapitalismus, so Adorno und Horkheimer, reduzieren Individuen zu passiven Konsumenten, die ungeachtet ihres Klassenstatus zur Unterwerfung gezwungen werden.
Abgesehen von Theorien wie diesen, die Kultur und Gesellschaft durch eine Kritik der politischen Ökonomie verbinden, zeigen Theoretikerinnen wie Judith Butler beispielsweise die Wirkung von Kultur auf die Gestaltung von Konstruktionen von Geschlechtsidentität und Sexualität.